Virtuelles GSVBw-Museum: Erprobung Hydraulik – Vorgeschichte

GSVBw – Die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstellen der Bundeswehr

Prototyp-Erprobung: Elektrohydraulische Türenbetätigung mit Zwangsverriegelung in der GSVBw 27 – Lingen

Vorgeschichte

Im Rahmen einer Prototyp-Erprobung veranlasste das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) die Installation einer elektrohydraulischen Türenbetätigung für die Panzerdrucktüren in der GSVBw 27 Lingen. Die Anforderung für diesen Prototypen erfolgte in einer militärischen Forderung des höheren Pionierstabes (HöhPiStab) III/2 unter dem Aktenzeichen 40-03-20, Tagebuch-Nummer 145/63 vom 25.01.1963. Die Erprobungsanweisung forderte eine Zusammenfassung der zweigeteilten Panzerdrucktüren vom Typ „4 PT IV 58“. Zusätzlich waren die zusammengefassten Drucktüren mit einem elektrohydraulischen Antrieb sowie einer mechanischen Zwangsverriegelung auszurüsten. Eine spezielle Abdichtung der inneren Drucktür musste einen gassicheren Abschluss des Schutzbaues sicher stellen.

Zuvor mussten aufwändige Umbauarbeiten fertig gestellt werden. Jede der beiden zweigeteilten Panzerdrucktüren in der Zugangsschleuse (Raum 52) wurde konstruktiv zusammengefasst. Ein separates Öffnen des oberen Türblattes war somit nicht mehr möglich. Durch das Lösen von 3 Keilverbindungen und des Hebelgestänges konnte die Zusammenfassung jedoch wieder rückgängig gemacht werden.

Jede Drucktür wurde mit einem Vorreiber zum verriegeln der unteren Türhälfte, sowie einem Vorreiber zur Verriegelung der oberen Türhälfte ausgestattet. Nach der Zusammenfassung beider Türhälften erfolgte der Einbau eines Hebelgestänges. Mittels Hebelgestänge konnten nun beide Vorreiber gleichzeitig betätigt werden. Der dafür erforderliche höhere Kraftaufwand wurde mit einem verlängerten Betätigungshebel minimiert.

Weiterhin erfolgte der Einbau einer mechanischen Zwangsverriegelung. Durch diese Einrichtung konnte eine Panzerdrucktür nur dann geöffnet werden, wenn die jeweils andere Drucktür geschlossen war. Ein zwischen beiden Panzerdrucktüren installierter Fernsteuerungszug, der Zug- und Druckkräfte übertragen konnte, stellte diese Funktion sicher. Dazu blockierte oder entsicherte er den Vorreiber der Panzerdrucktür in Abhängigkeit vom Zustand der korrespondierenden Panzerdrucktür in der Zugangsschleuse.

Zur hydraulischen Betätigung der Türen wurden Hydraulik-Zylinder unter der Raumdecke im Vorflur der Dekontaminierungsanlage (Raum 53) installiert. Die Drucköl-Versorgung dieser Hydraulik-Zylinder erfolgte durch ein zusammengefasstes Hydraulik- und Steueraggregat. Die Druck- und Zugkräfte von den unter der Raumdecke montierten Hydraulik-Zylindern konnten mit speziellen Steuerzügen auf die Drucktüren übertragen werden und dort eine Öffnungs- bzw. Schliessfunktion durchführen. Voraussetzung dafür waren jedoch zwei Bedingungen:

– Die jeweilige Drucktür musste vor dem Öffnungsvorgang manuell entriegelt werden.
– Die korrespondierte Drucktür musste verschlossen und verriegelt sein, damit ein an der Drucktür angebrachter Endschalter den Schaltvorgang zugelassen hätte.

 

Zweigeteilte Panzerdrucktür ohne elektrohydraulische Türbetätigung in der GSVBw 21 Lüdersen.
Zweigeteilte Panzerdrucktür ohne elektrohydraulische Türbetätigung in der GSVBw 21 Lüdersen.

 

Betriebsarten

Handbetätigung

Im spannungslosen Zustand standen die Steuerventile der hydraulischen Anlage auf Durchfluss. Nach der manuellen Entriegelung konnte die Drucktür mit entsprechendem Kraftaufwand geöffnet werden. Durch Ausheben des Fernsteuerungszuges wurde die Zwangsverriegelung der korrespondierenden Drucktür unwirksam und ermöglichte das Öffnen beider Drucktüren, um z.B. Transportarbeiten durchführen zu können.

Hydraulische Betätigung

Mittels Drucktaster konnte eine geöffnete Drucktür zugefahren oder nach manueller Entriegelung geöffnet werden. Eine Türbewegung fand nur statt, während der entsprechende Drucktaster gedrückt wurde. Signalleuchten am Steuerschrank zeigten den Status der beiden Drucktüren an. Ein Wahlschalter am Steuerschrank ermöglichte die Türsteuerung zentral vom Steuerschrank aus oder von den Drucktastern im Schleusenbereich. Bei zentraler Steuerung wurden zusätzlich „Not-Aus“-Taster im Schleusenbereich zugeschaltet, die in einer Notsituation betätigt werden konnten.

Hydraulische Betätigung ohne gegenseitige elektrische Sperre der Türbetätigung

In dieser Betriebsart konnten beide Drucktüren nach der manuellen Entriegelung elektrohydraulisch geöffnet werden, wenn zuvor der Fernsteuerungszug zur mechanischen Zwangsverriegelung ausgehoben wurde. Zu diesem Zweck musste mittels Wahlschalter am Steuerschrank die gegenseitige elektrische Sperre der Türbetätigung abgeschaltet werden.

Betriebsdaten und Betriebsergebnisse

Der Öldruck im Hydrauliksystem wurde auf 13 bar eingestellt. Mit diesem Druck konnte eine Betätigungskraft von 260 kp (kp=Kilopond, 1 kp entspricht 1 kg) am Türanschlagspunkt des Steuerzuges erwirkt werden. Die zulässige Belastbarkeit des eingesetzten Steuerzuges lag bei 300 kp Druckkraft und 600 kp Zugkraft.

Bei Handbetrieb lag die benötigte Druck- und Zugkraft zum bewegen der Drucktüren bei 50 kp an den Türgriffen. Der erforderliche Kraftaufwand zur manuellen Entriegelung einer Drucktür lag bei 14 kp, und zur Verriegelung bei 38 kp.

Die Öffnungs- und Schließzeitdauer einer Drucktür betrug bei hydraulischer Betätigung jeweils 7 Sekunden.

 

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