Virtuelles GSVBw-Museum: Luftregenerationsversuch – Abschlussvortrag

GSVBw – Die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstellen der Bundeswehr

-Luftregenerationsversuch in einer belegten GSVBw bei vollem Außenluftabschluss im Jahr 1976-

Die Zusammenfassung und der Abschlussvortrag

Die Erkenntnisse des durchgeführten Luftregenerationsversuches wurden nach der Auswertung in einem Vortrag geschildert.

 

Auszüge aus der Schilderung des Versuches:
Herr Oberst, Herr Kapitän, meine Herren,
ich habe den Auftrag, Ihnen den vom 21. bis 24. September 1976 in der GSVBw durchgeführten Luftregenerationsversuch zu schildern.Mit der Durchführung des Versuches war die Erpst 91 Meppen vom Infrastrukturstab der Bw beauftragt worden. Der Auftrag lautete:1.) Durchführung einer Regenerationsbelüftung der mit 65 Mann belegten GSVBw unter Aufrechterhaltung des Fernmeldebetriebes.2.) Konstruktion und Bau einer Regenerationsanlage für 5 Einzelfilter im Parallelbetrieb sowie3.) Installation von Lüftungs- und Messtechnischer Einrichtungen im Schutzbau und4.) Überwachung der Raumluftzustände bei Außenluftabschluss während des Luftregenerationsversuches.

Nach Abzug des Volumens für Einbauten, Insassen und der pers. Ausrüstung musste ein Nettoluftvolumen von ca. 1350 m3 während der Dauer des Versuches regeneriert werden. Das entspricht bei einer 65-Mann-Belegung einem Volumenanteil von rund 20 m3 pro Mann.

Für die Durchführung des Versuches wurde die Zeit vom 21 – 24 Sept. 76 befohlen. Drei Wochen vor dem genannten Termin begannen nun die notwendigen Umbauarbeiten in der Klimaanlage; es wurden die erforderlichen Messleitungen verlegt (Schläuche, durch die man die regenerierte Luft den Messgeräten zuführen konnte), desweiteren wurden Vorbereitungen getroffen, den Raum der Fäkalienhubanlage, den Batterieraum und den Trafo-Raum, während des Versuches separat belüften zu können. Und schließlich wurden an allen neuralgischen Punkten Messinstrumente installiert, die nach draußen das Abfallen gewisser, vorgegebener Werte signalisieren würden.

Die Worte “Safety first” wurden wirklich sehr groß geschrieben!

Und so wurde der Versuch durchgeführt:

Kurz vor Beginn der Einschlusszeit wurde der Bunker noch einmal ordentlich gelüftet, dann wurde die Frischluftzufuhr abgeschottet für die Dauer des Versuches.

Mit der eigentlichen Regeneration der Luft wurde erst begonnen, nach dem wir schon 4 Stunden eingeschlossen waren. Das heißt aber nicht, dass die Werte bereits so weit abgesunken waren, dass sie möglicherweise für uns schon kritisch geworden wären, sondern man wollte verhindern, dass für die Regenerationsfilter von vornherein eine extrem hohe Belastung auftritt.

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Einen kritischen Umstand hatte man bis ein paar Tage vor Beginn des Versuches außer Acht gelassen, und zwar die Tatsache, dass durch die Ausdünstung von 65 Personen stündlich 2 1/2 Liter Wasser an die vorhandene Luft abgegeben werden. Noch 5 Tage vor Beginn des Versuchs sah es so aus, dass spätestens 9 Stunden nach Einschluss der Versuch hätte abgebrochen werden müssen, weil der von uns vorgegebene Wert von 60% relativer Luftfeuchte überschritten wäre.

Zunächst sah man vor, durch Erhöhen der Temperatur diesem Missstand zu begegnen – diesen Unsinn hat man allerdings sehr schnell vergessen!

Gelöst wurde das Problem dadurch, dass man in den Betriebsräumen (FsprVerm, FschrVerm, Raum 13N und Raum 2) Luftentfeuchter aufstellte, die es schließlich ermöglichten, die relative Feuchte unter 60% zu halten.

Gegen Ende des Versuches war die Inbetriebnahme der NEA für ca. 8 Stunden vorgesehen.

Das Problem der Luftzufuhr für den Diesel hatte man so gelöst, in dem man einen Ventilator im Raum der NEA umfunktionierte. Das sah so aus, dass man mittels Gliederschlauch – Lutte genannt – eine feste Verbindung zwischen Luftfilter des Motors und des einen Ventilators herstellte – der zweite Ventilator war so gesichert, dass weder Luft ein – noch austreten konnte. Über diese Verbindung sollte der Motor die benötigte Luft von außen ansaugen – (im Ernstfall könnte das allerdings verseuchte Luft sein).

Bei einem Probelauf funktionierte das auch zur vollsten Zufriedenheit, – Aber die Technik sitzt voller Tücken, als es darauf ankam, klappte es natürlich nicht!

Folgendes war geschehen:

Das Überdruckventil, das vor dem Ventilator sitzt und durch die ständige Ablauft nach außen gedrückt wurde und offensichtlich verklemmt war, hatte sich während des Probelaufes in seine ursprüngliche Lage zurückbegeben und machte ein Ansaugen der Außenluft unmöglich.

-Ergebnis: Die Lutte zog sich zusammen, und der Motor bekam nicht die benötigte Verbrennungsluft. Es wurde schließlich der Ventilator abgebaut, das Überdruckventil festgesetzt, die ursprüngliche Verbindung zwischen Ventilatorschacht und Luftfilter des Motors wieder hergestellt und der Versuch konnte weiterhin reibungslos fortgesetzt werden.

Mit Inbetriebnahme der NEA erhöhte sich zwangsläufig die Temperatur. Aber bereits nach ca. 4 Stunden, nach dem das Thermometer von etwa 24 Grad auf 27 Grad geklettert war, blieben die Werte konstant und die NEA konnte abgeschaltet werden.

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Kurz vor der Aufhebung des Verschlusszustandes benötigte die Versuchsleitung noch den Beweis, dass die aufgezeichneten Messwerte den Tatsachen entsprachen und nicht etwa durch Eindringen von Außenluft wesentlich günstiger beeinflusst waren. Das tägliche Einschleusen des Essens hatte man schon berücksichtigt.

Den Beweis versuchte man durch Versprühen von Tränengas in den Belüftungsschacht und in den Eingangstrakt zu erlangen.

Wir, die den Reizstoff im Objekt 1 hätten wahrnehmen müssen, waren nicht genötigt die Schutzmasken aufzusetzen, offensichtlich war damit der Beweis erbracht das während des gesamten Versuchs keine Frischluft von außen eingedrungen war.

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Eine negative Anmerkung muss ich an dieser Stelle doch machen:

Mit der uns versorgenden Küche wurde ein Speiseplan aufgestellt, der die Verabreichung einer aufgebesserten Truppenverpflegung vorsah. Dass wir schließlich 3 Tage hintereinander Hülsenfrüchte serviert bekamen, hatte aufgrund der mangelnden Bewegung im Bunker fatale Folgen.

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Das Ergebnis der Abschlussbesprechung wurde in einem Fazit zusammen gefasst:

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Abschließend möchte ich das Ergebnis der Abschlussbesprechung über den durchgeführten Luftregenerationsversuch mit einigen Worten wiedergeben:

1.) Die Belegungsübung hat ergeben, dass etwa 15 Filter wie sie bei dem Versuch verwendet wurden ausreichen um 65 Personen bei 64-stündiger Regenerationslüftung mit atembarer Luft zu versorgen.

2.) Es wurde ferner ermittelt, dass das vorhandene Schutzraumvolumen eine 4-stündige Anlaufphase ohne Lüftung zulässt, die zur Umstellung des Lüftungssystems auf Regenerationsbelüftung voraussichtlich benötigt wird.

3.) Die in GSVBw installierten Kühlkapazitäten wurden als ausreichend erachtet, um die Raumtemperaturen, bei 68-stündigem Außenluftabschluss, in erträglichen Grenzen zu halten.

4.) Das Problem, die Luftfeuchtigkeit in vertretbaren und vorgegebenen Grenzen zu halten ist nur durch zusätzlichen Einsatz von Luftentfeuchtern zu lösen.

5.) Der problemlose Übungsverlauf lässt nicht ohne weiteres den Schluss zu, dass die GSVBw mit einfachsten Mitteln auf Regenerationslüftung umzustellen sind. Eine Anzahl der von der ErpSt 91 provisorisch vorgenommenen Veränderungen, vor allem das Abdichten der nicht für gasdichten Abschluss konstruierten Rückluftansaugöffnungen, müsste für den Ernstfall aufwendiger und stabiler gestaltet werden.

6.) Die Undichtigkeit der Schnellschlussklappen in den Normalluftansaugleitungen, die vor Beginn der Übung ausgewechselt werden mussten, macht nicht nur eine Regenerations- sondern auch eine Schutzbelüftung unmöglich, da ungefilterte Außenluft angesaugt wird. Nach Ansicht des Versuchsleiters der ErpSt – mit dieser Ansicht steht er sicherlich nicht allein da – scheint es dringend geboten, die genannten Schnellschlussklappen in allen GSVBw auf ihre Dichtigkeit zu überprüfen.

Das gleiche gilt für die Undichtigkeit an den Hochspannungsschalthebeln in der Wand zwischen Hochspannungsraum und Netzersatzanlagenraum, da dem Hochspannungsraum auch im Schutzluftfall ungefilterte Luft zugeführt wird.

Als letztes sei noch erwähnt, dass das Problem der Verbrennungsluft für die NEA nicht optimal gelöst ist, da durch die provisorische Verbindung zwischen Luftfilter und Abluftventilator im Ernstfall möglicherweise auch verseuchte Luft angesaugt wird, was schließlich eine Verstrahlung der NEA zur Folge haben wird.

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