Zivilschutzanlagen: Das Projekt Museumsbunker Hannover

Zivilschutzanlagen

Das Projekt Museumsbunker Hannover

Der vollausgestattete Schutzbau an der Torstenssonstraße in der Landeshauptstadt Hannover ist als einzigartiges Zeugnis des Zivilschutzes im Land Niedersachsen einzuordnen. Dieser ehemalige Luftschutzbunker gehörte mit zu den bundesweit ersten 34 Anlagen, die durch ein Rundschreiben des Bundesschatzministers in den 1960er Jahren für die Instandsetzung in einem “Vorabprogramm” des “Instandsetzungsprogramms” vorgesehen wurden. Die im Rahmen dieses Schutzbauprogramms vorgenommenen Baumaßnahmen waren in der Ausführung und in der anschließenden Betriebserhaltung sehr kostspielig. Diese hohen Kosten sorgten dafür, dass das Bauprogramm nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurde. Bundesweit konnten deshalb in diesem Programm nur wenige Objekte fertig gestellt werden. Die Bauarbeiten in der Zivilschutzanlage Torstenssonstraße begannen im Jahr 1965 und wurden im Jahr 1968 abgeschlossen.[1],[2]

Auf Anfrage hin bestätigte uns das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dass in der Bundesrepublik Deutschland lediglich 71 Zivilschutzanlagen (Stand 2013) in diesem aufwändigen Bauprogramm hergerichtet wurden. Von diesen 71 Anlagen entfallen nur 9 Objekte auf das Land Niedersachsen[3]. Eine gezielte Recherche zu den einzelnen Objekten hat ergeben, dass diese Bauwerke bereits geräumt wurden, um sie einer Nachnutzung zuzuführen.

Das hannoversche Schutzbauwerk in der Torstenssonstraße stellt somit im Land Niedersachsen die einzige vollständig ausgestattete und original erhaltene Zivilschutzanlage aus dem Instandsetzungsprogramm der 1960er Jahre dar.

Schnell wird deutlich, dass durch die Rückabwicklung dieses Schutzbaues infolge des Wegfalls der Zivilschutzbindung auch auf Landesebene ein wichtiges und einmaliges Stück Zeitgeschichte unwiederbringlich verloren gehen würde. Es ist nahezu unmöglich, den baulichen Zivilschutz näher und wirklichkeitsgetreuer zu dokumentieren, als in einer eigens für diesen Zweck hergerichteten Anlage. Werden die originalen Einrichtungen, Ausstattungen und Gegenstände entfernt, um das Objekt einer anderen Nutzung zuzuführen, verschwinden auch zukünftig die Möglichkeiten, ein technisches Museum in dieser Form zu etablieren, da selbst auf Landesebene keine vergleichbaren Bauwerke mehr existieren. Der Rückbau dieses Objektes würde ein beeindruckendes Zeugnis unumkehrbar verschwinden lassen.

Der drohende Verlust dieses einzigartigen Zeitzeugnisses des baulichen Zivilschutzes hat uns dazu veranlasst, ein ausführliches Nutzungskonzept für dieses Bauwerk auszuarbeiten. Unser Nutzungskonzept sieht vor, die ausgestattete Zivilschutzanlage im Originalzustand zu erhalten, und in Form eines technischen Museums der interessierten Öffentlichkeit in moderierten Führungen zugänglich zu machen. Wir konnten daraufhin mit der Landeshauptstadt Hannover eine unbefristete vertragliche Nutzungsvereinbarung abschließen, um unser Projekt umzusetzen.

Bis unsere Zielsetzung erreicht ist, müssen wir jedoch noch viel Arbeit in das Objekt investieren. Zukünftig werden wir in unseren monatlichen Tätigkeitsberichten auch über die Projektarbeit in der Zivilschutzanlage Torstenssonstraße berichten.

[1] Rundschreiben des Bundesschatzministers III B/6 – 0 6500 Bu – 613/64
[2] Bau- und Zustandsbericht für den instandgesetzten LS-Bunker Hannover Wallensteinstraße / Staats-HBA III Hannover / 01.12.1968
[3] Auflistung instandgesetzter Zivilschutzanlagen vom 17.06.2013 / Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

 

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